Selbst wenn die Größe von etwas gegen Null ginge, ist es nicht gar nichts, sondern halt nur sehr, sehr klein. Klein-Glaube ist deswegen jedenfalls nicht kein Glaube. Da ist etwas, mag sein allerdings nur senfkorngroß.
„Warum warst du/ seid ihr so kleingläubig“? Diese Frage steht Jesus manchmal. Das Wort ist aus der Lutherübersetzung, aber kommt sogar manchmal noch im Alltag vor. Die Bibelübersetzung Gute Nachricht formuliert“ Warum habt ihr/ hast du so wenig Vertrauen“. Schauen wir auf das, was da „klein“ oder „wenig“ ist.
Im Matthäusevangelium gibt es nur buchstäblich eine Hand voll Stellen, wo das Wort vorkommt. Und nie werden irgendwelche Leute als „kleingläubig“ von Jesus angesprochen, nur seine Schüler, die Jünger, also der engste Kreis. Und auch nur von Jesus, nicht etwa untereinander. Als dürfte allein Jesus über großes oder kleines Vertrauen urteilen.
Man könnte diese 5 Bibelstellen auch ansehen, als ob Jesus gewissermaßen einen kleinen Klein-Glaubens- Kurs durchführt, der schrittweise etwas weiterführt.
*Auf Jesu Wort hin kannst du gehen und leben (Matthäus 14,22-32)*
Vielleicht denkst du: Ja haha, klingt ja alles gut, so nach Kirche. Woher weiß ich, dass ich persönlich dem trauen kann? Dass das nicht nur so eine Art täuschendes Gespenst ist, von dem da die Rede ist? Nun, das erlebt im Kurs Petrus. Er heißt eigentlich Simon, Jesus nennt ihn aber petros, den Felsen. Und nun stellt sich die Frage: ist ein Felsen jemand, der als allererstes untergeht und versinkt, weil ihm alles zu schwer zu schaffen macht, oder wird er zum Vorbild dafür, wie ein Fels im Wasser weite Kreise zieht, wie es in einem Lied heißt. Ohne Jesus sind die Jünger im Boot und Wind und Wellen stehen ihnen entgegen und machen ihnen mächtig zu schaffen. Das ist vielleicht unsere kirchliche Normalsituation und auch persönliche. Und wir rudern, schöpfen, manövrieren, klammern uns fest, als ob wir nur aus eigener Kraft leben. Dann erscheint Jesus auf dem Wasser und seine vertrautesten Freunde halten das für ein Trugbild und Gespenst. „Ich bin es, fürchtet euch nicht“ sagt er. Aber kann ja jeder sagen, oder? Petrus will es genauer wissen: wenn du es bist, ruf mich auf dem Wasser zu dir. Und Jesus ruft: Komm. Petrus steigt buchstäblich aus aus der ungeklärten Ungewissheit, ob Jesus da ist oder nicht, ob Gott getraut werden kann oder nicht, ob alles nur Wind Wellen Gespenst ist oder doch gangbare Wege. Und er „ging auf dem Wasser (!) und kam zu Jesus (!). „Als er *aber *den starken Wind sah, erschrak er, begann zu sinken und schrie: Herr, rette mich! Und er erlebt, dass Jesus ihn ergreift. Dabei fragt Jesus: „Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Er geht mit ihm ins Boot und der Wind legt sich. Vertrauen kannst du nicht auf Vorrat ansammeln für Krisenzeiten, sondern es bewährt sich, wenn du in der Krise darauf setzt. Jesus stellt seine Frage, die dazu anregt, welche Aspekte, Umstände, Gründe Vertrauen erschüttern und schrumpfen lassen, noch mitten im Wasser. Erst dann treten sie ins Boot, wird es ruhig. Also bedeutet „großes Glauben“ vielleicht nichts anderes, als unabhängig von der Gemeinschaft ganz für sich auf Zutrauen zu setzen und wach dafür zu bleiben, wann und warum ich vielleicht mein Herz dann doch an anderes hänge oder anderes meine Aufmerksamkeit gefangen nimmt.
Im letzten Jahr spielte diese Petrusgeschichte in allen Gruppen eine große Rolle zum Thema Vertrauen.Wie überhaupt Vertrauensübungen.
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