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10.08.2020 Kategorie: KFS

Ein besonderes Un-Wort

*##48 &&Was heißt denn „Hilf meinem Unglauben“? *
Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Meint der Vater, der im Evangelium das sagt: Schaff Abhilfe, hilf mir, Unglauben loszuwerden? Oder: Hilf mir und dem kranken Sohn und assistiere mit deinem Glauben stellvertretend, denn mein Vertrauen reicht offenbar nicht aus? Oder wie könnte eine Hilfe für Unglauben aussehen?
Helfe ich jemandem, so nehme ich ihm oder ihr zeitweilig Aufgaben oder Lasten ab, um zu entlasten. Oder weise einen Weg, gebe einen Rat. Der Mann sagt aber nicht, hilf mir i n meinem Unglauben, sondern hilf meinem Unglauben. Kann Jesus für Unglauben etwas hilfreiches tun, könnten wir es in seiner Nachfolge? Un-Glaube gehört zu den im Deutschen sehr zahlreichen Worten (Substantive und Verben, auch Adjektive und Adverbien), die mit dieser Vorsilbe gebildet werden können. Versuchen Sie, Versucht mal eine kleine eigene Liste. Das ermöglicht bereits Entdeckungen. Ich habe es getan, es war sehr anregend. Eine Liste aus dem Internet füllt mehrere Seiten mit dreispaltiger Tabelle!
Wiktionary informiert darüber, dass es zumeist eine negativ getönte Bedeutung ist, ein Mangel, eine Abweichung von etwas, die ausgedrückt wird: Unwahrheit, unwirksam, unwirtlich, Unglaube. Demnach wäre Un-Glaube eben kein Glaube oder gar das Gegenteil. Was willst du da helfen?
Aber bei den „Un-Worten“ gibt es auch einige, die sind anders. Ich greife heraus:
/Unentdeckt, ungeübt, unvertraut./Außerdem /„Unbeschwert“/und /„unverhofft“./

/Unverhofft/(es wird wie ein Wunder betrachtet) gelingt es Jesus, den Jungen, der seine Selbststeuerung von Kind auf nicht hat, deswegen „besessen“ genannt wird, erstarrt, stumm und zu Boden und in Feuer und Wasser geworfen erlebt wird, zu befreien, damit er eine forthin /unbeschwerte/Form des Lebens kennenlernen kann. Das ist für ihn, sicher auch für den Vater und alle /unvertraut/, die sich an den dämonischen Zustand trotz aller Verzweiflung und Kummer darüber gewöhnt haben, wie etwas /Ungeliebtes a/ber U/nabänderliches./Sie sind /ungeübt /darin, damit umzugehen. /Unentdeckte /Lebensmöglichkeiten tun sich auf.
Könnte es sein, dass der Un-Glaube eine Weise ist, nicht geübt, nicht vertraut zu sein mit einer Haltung großen Vertrauens zu Gott und zum Leben, vielmehr immer nur Unabänderliches zu kennen oder eigenes Machen und Tun? Ist Un-Glaube eine /unentdeckte /Dimension, wo wir weder reine Macher*innen sind, von denen abhängt was ist und werden kann, noch völlig ausgelieferte Menschen an /Untiefen /und /unabänderliches/Schicksal? Dann wäre da /unversehens/zu lernen, passiv-aktiv oder medial zu existieren. Glaube wäre das Vertrauen darauf, dass etwas geschehen kann und Welt und mich verändert, obwohl es an uns geschieht und nicht wir die „Produzenten des neuen Zustands“ sind, vielmehr geschehen lassen können.
Dann wäre Un-Glaube etwas entwicklungsfähiges, was sich zugleich verändert im Prozess. Wer dem Unglauben hilft, sich zu öffnen, zur Besinnung zu kommen, hilft ihm, sich in glaubendes Vertrauen zu verwandelt. Ich weiß nicht, ob das in Übereinstimmung mit der deutschen Grammatik und Wortbildung ist. Undogmatisch ist es aber in Übereinstimmung, meine ich, mich wesentlichen theologischen Einsichten zur Frage, was ein gläubiges gläub-Ich ist, etwas anderes nämlich als bloß abhäng-Ich oder selbstmächt-Ich.

KFS 2020 digital Dietmar Schmidt-Pultke

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