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23.07.2020 Kategorie: Wf St. Thomas

„Er ist von einem bösen Geist besessen, darum kann er nicht sprechen.“

Eine Generation, die Gott nichts zutraut?

Um ein Kind zu erziehen, brauche es ein ganzes Dorf, sagt ein afrikanisches Stichwort. Das bedeutet sicher, auch wenn wir nicht in Dörfern mit 50 oder 200 Menschen leben, dass für das Aufwachsen Eltern, enge Beziehungspersonen, die Freundesclique und weitere Erwachsene in Schule, Vereinen und Nachbarschaft und auch die gesellschaftlichen Einflüsse für das Erwachsenwerden von Bedeutung sind. Und zwar als fördernde oder als erschwerende, gar gefährdende und behindernde Faktoren. Im Konfirmandenunterricht und besonders KFS bieten sich Pfarrer*innen und Teamer*innen als zeitweilige Begleiter*innen auf dem Weg der Sozialisation an. In der Geschichte zum KFS-Thema sehen wir eine Reihe von hilflosen Erwachsenen auftreten: der Vater eines Jungen („mit bösem Geist“), Jünger Jesu, die nicht zu helfen vermochten. Dabeistehende weitere Leute und Gesetzeslehrer. Jesus kommt hinzu.
/„//Rabbi, Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht; er ist von einem bösen Geist besessen, darum kann er nicht sprechen. Immer wenn dieser Geist ihn packt, wirft er ihn zu Boden. Schaum steht dann vor seinem Mund, er knirscht mit den Zähnen und sein ganzer Körper wird steif. Ich habe deine Jünger gebeten, den bösen Geist auszutreiben, aber sie konnten es nicht.« /So klagt der Vater. Natürlich könnte man das als Beschreibung von eventuell epileptischen Anfällen lesen. Aber dann begeben wir uns ins Wartezimmer von Ärzten. Es will mir aber auch so bekannt vorkommen: Dass ein Jugendlicher in manchen Phasen /mit den Zähnen knirscht/, zum Beispiel weil er partout nicht einsehen mag, warum er oder sie bestimmte Regeln einhalten müsste. Dass solche Jugendliche /nicht reden können/, also entweder schreien oder unerreichbar hinter Zimmertür oder mit Kopfhörer übers Smartphone ins Schweigen abgetaucht sind. Dass sie förmlich /schäumen/, wenn sie auftreten, emotional /am Boden/und /keine Flexibilität/im Denken und Handeln, dazu ein /linkisch unbeweglicher/Körper. Ja Eltern, Lehrkräfte, Erwachsenenwelt tun sich schwer, verzweifeln manchmal, sind ratlos. Was hilft denn?
/Da sagte Jesus zu allen, wie sie dastanden: »Was ist das für eine Generation, die Gott nichts zutraut! Wie lang soll ich noch bei euch aushalten und euch ertragen? Bringt den Jungen her!«/

Jesus spricht nicht nur zum Vater, weil ja „alles am Elternhaus liegt“. Er redet nicht nur zu seinen Jüngern, die irgendwie nicht gelungen mit der Sache umgehen konnten. Jesus spricht von der ganzen „/Generation, die Gott nichts zutraut“./Das ist eine merkwürdige Ausdrucksweise. Aber vielleicht ergibt das Sinn, bedenkt man, dass die ganze Erwachsenenwelt und ihr Reden und Verhalten und die Zeitumstände eben mit in der Verantwortung für die Jugend und nicht nur Fridays for future sind. Und Greta Thunberg hat im Grunde formuliert: Ihr alle kommt nicht in Gang, deutlich etwas gegen die Klimaproblematik zu tun. Jugendliche nehmen wahr, dass im Alltag Höflichkeit, Respekt usw. eingefordert werden, dass aber im Geschäftsleben, in der Politik und Wirtschaftswelt raue Winde wehen und die Verhältnisse oft „über Leichen gehen“, mindestens Ungerechtigkeit und Gewalt enthalten und in Kauf nehmen. Da könntest du schon regelmäßig „Anfälle“ kriegen, je sensibler, desto mehr. Sind wir eine Generation, die „Gott etwas zutraut“? Oder nur uns, unseren Lebensgrundsätzen, unserem Weltbild, unserer eigenen Leistung, unserem Erwachsenenwissen, das oft sagt: „ja, als ich so jung war wie du“ oder „Komm du mal in mein Alter“ oder „davon versteht ihr noch nichts, lernt erstmal wie der Hase läuft in der Welt“. Ich vertraue ja, hilf meinem Unglauben und Misstrauen. So sagt der Vater. Vielleicht auch Worte für uns Erwachsene alle, die mit den Konfirmand*innen zu tun haben.
/Als Jesus später im Haus war, fragten ihn seine Jünger: »Warum konnten wir den bösen Geist nicht austreiben?«// //Er gab ihnen zur Antwort: »Nur durch Gebet können solche Geister ausgetrieben werden/.« Auf welche Haltung gegenüber Gott und Welt käme es bei uns dann an, wenn Jesus Recht hat?
KFS 2020 digital für Arbeitskreis KFS Dietmar Schmidt-Pultke, St. Thomas WF

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