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04.07.2018 Kategorie: GS St. Stephani

Boys will be Boys, Girls will be Girls u

In StephaniJohannesPeter wird über Vorurteile gestritten und getanzt

Montag, ein Gendertag, also ein Tag, an dem wir von unseren Lebensidealen ausgehend in jeweils drei Jungen- und drei Mädchengruppen in die Auseinandersetzung gingen: typisch Mädchen - typisch Junge. Zum einen sind Pauschalurteile ja ein notwendiges und sinnvolles Orientierungswissen, das alle an den Tag legen, um irgendwie durch den Alltag zu kommen, zum andern ist es bizarr vereinfachend und flach, und es ist oft genug schwer auszuhalten, so wahrgenommen und angesehen zu werden. Kurzum: In diesen Wechseltänzen zwischen Selbstbild und Selbstdarstellung, Cliché und dem was letztendlich ankommt, sind wir nahe dran an den Prozessen, die auch bei Jesus galten, als er seine Freunde fragte: »Und Ihr, für wen haltet Ihr mich?« Nicht wirklich einfach, wenn ich mir klarmache, mit wie vielen Vorzeichen ich wahrgenommen werde, offen und frei in der KFS-Gruppe zu agieren, insbesondere da in diesem Jahr Armors Pfeile besonders zahlreich und tief zu fliegen scheinen… Nun, der Schreiber dieser Zeilen ist selbst heilfroh, nie wieder 13 Jahre alt sein zu müssen! Gut, dass wir noch viel Zeit miteinander haben. Zeit, um auch unsere Gesellschaftsfähigkeit, was das Essen und Tanzen angeht, zu steigern. Letzteres wurde am Montagabend angegangen, ein Anfang ist gemacht und die Freude geht nicht aus! Abends beschäftigten uns neben Jesu Worten und Verhalten, den damals verhassten Zolleinnehmern gegenüber in unserem Abendausklang Bonhoeffers bekanntes Gedicht »Wer bin ich?« Ich empfehle es zur Selbstbetrachtung. Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest, wie ein Gutsherr aus seinem Schloß. Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten. Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist. Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?  
Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler Und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?  
Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott! Für alle Ehemaligen und Bergfreundinnen erlaube ich mir einen Bericht anzufügen über eine Halbtagestour auf dem Schwarzenstein, für die ich am Montag Zeit fand. Wohlvertrauter Aufstieg vom Staliler (leider erst 10:50 Uhr), Daimlerhütte - die Leute dort sind immer noch dieselben (11:15 Uhr), Quelle (12:10 Uhr). Im Gletschertopf des Rotbachkars liegt nicht sehr viel Schnee, und die Firnender sind auch Mittags relativ fest, so dass Eisen eine gute Wahl waren. Der Klettersteig ist amtlich gesperrt und der Zutritt untersagt, nachdem am 6. August letzten Jahres der Blitz hineinfuhr. Über das Kees ist eine gute neue Zuwegung angelegt worden, die Kletterstückchen schön kombiniert mit Firnabschnitten. Verblüfft bin ich gewesen, das die alte Hütte komplett entfernt wurde. Man sieht nicht mehr als einen Schatten von oben, kein Holz, nichts! Später geht es Richtung Trpbachsattel zur neuen Hütte, die Gottseidank im letzten Winter etwas Patina bekommen hat und somit aus dem Tal nicht mehr aussieht wie eine ausgesetzte Riesenananas! Am Sonntag war Start gewesen in diesem Designobjekt erster Güte und Funktionalität. Auch wenn ich mich schwertue mit Hüttenchichi, muss ich sagen, dass ich begeistert bin. Um 14:40 Uhr verlasse ich die Räume (3026 m) und breche auf zum Gipfel bei knallblauen Himmel. Die Wächte am Felsköpfl ist sportlich in diesem Jahr, doch mit guter Spur, so dass ich unseren Hund, der mich begleitete auch gut und sicher da hoch bekam. Gipfel um 15:55 Uhr (3369 m), Gedenken an Ekkehard Hasse, meinen lieben Freund und Kollegen, der im Januar in den Bergen umgekommen ist. 16:05 wieder hinab - nicht zu spät, wie sich herausstellte. Ich war gerade aus der Wächte heraus, da hagelte es auch schon. Die Schutzhütte machte ihrem Namen dann alle Ehre, Viertelvor erreicht. Plausch mit Günther und Maria, den Hüttenleuten. Leider muss ich talwärts (17:20). Da kommt mir zugute, dass ich nach der Krakelei an den Schliffplatten am Rotbachkees) bis fast zur Quelle Schneefelder herabflehten konnte. Ich erreiche das Auto am Stalierhof gegen 19:10 und bin rundum zufrieden! Vielleicht eine Zweitagestour 2018? Ich Grüße herzlich, Ihr / Euer Andreas Jensen