Unser Donnerstag verlief wiederum am Haus, auch Freitag werden wir nicht wandern, da die Wetterlage am Wochenende erfreulicher sein wird. Wir Goslarer bleiben noch einen Tag in der Erschließung unseres Themenwortes aus dem Lukasevangelium »Und Ihr, für wen haltet Ihr mich?« als wäre es ein Wort unserer Sprache, gesprochen von je einer / einem unter uns. Schnell ist klar, das wir mindestens vier Hinsichten vor uns haben. a) Wie ich mich selbst sehe, verstehe, deute, b) wie ich mich anderen zeigen möchte, was ich von mir sehen lassen will, c) wen oder was andere in mir sehen, d) als wer ich in einer Gruppe gelte (n darf). Sich das klar zu machen ist das eine, mit diesem Umstand zu leben eine Lebensaufgabe! Und erst recht mit diesem Umstand das Erwachsenwerden zu üben!
So haben wir Masken hergestellt - aus Gips. Sie wurden später dekoriert mit unseren Namen. Damit Gipsmasken nun nicht als Wimpern- und Brauengrab zu stehen kommen, braucht es entsprechende Vorkehrungen. In diesem Falle viel Vaseline. Die wiederum hatte zum Effekt, dass wir alle mit einem frischen, speckigen Teint, gewissermaßen ungeschminkt und im Nude-Look beim Mittagessen saßen: Echtheit! Abends machten wir uns in einer Andacht, in der dann die Masken in Form einer Körperübung erst aufgesetzt und dann abgesetzt wurden, folgendes klar: Eine Maske - so zeige ich mich. Was ich von mir sehne lasse, ist nicht dasselbe, wie das, was ich für mich bin. Masken zu tragen ist normal; so normal, dass im alten Rom Maske und Person durch dasselbe Wort Ausdruck finden: persona (etwas, wo es durchtönt). Eine Person ist also das, was sich anderen darstellt. Ich zeige mich als eine bestimmte Person. Du zeigst Dich als eine bestimmte Person und das können erheblich unterschiedliche Personen sein, je nachdem wem und wo ich mich zeige! So nehmen wir uns wahr - maskiert. Manchmal sind Masken Gefängnisse; eigentlich immer dort, wo ich verzweifelt jemand anderes sein will, jemand der / die ich gar nicht bin.Solche Masken abzulegen, ist nicht leicht. Es braucht Mut! Doch in diesem Mut steckt die unberechenbare Chance, angesehen zu werden, Ansehen zu bekommen, nicht zuletzt, weil alle Schiß davor haben, sich in echt zu zeigen. Masken können Dich schützen, Masken können Dich einsperren. Dein Image, das Du Dir aufbaust; der, für den Du gehalten werden willst, kann Dich fertig machen - gerade wenn es nicht zu Dir passt. Es kann Dich fertig machen, weil andere immer anderes an Dir auch sehen, und dann nehmen sie die Maske auseinander. Besser zu werden, sich also besser zu maskieren, haut nicht hin oder wird Dich von innen her beschädigen. Tu es nicht! Besser wir üben uns im gelegentlichen Ablegen.
So ist es dann am Abend auch gekommen. Es sind Lebensflüsse entstanden. Ich zeige mein Leben als einen Fluss mit Hindernissen, Cascade, seichten Stellen, bestimmten Ufern, mal breit, mal eng, mal tief…
Es grüßt aus dem Ahrntal ,
Ihr / Euer Andreas Jensen
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08.07.2018
Kategorie: GS St. Stephani