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07.07.2017 Kategorie: GS St. Stephani

Du lernst nicht in Deiner Komfortzone!

Jubiläumstour und große Nähe in Goslars Südosten

Die Zweit-Tages-Tour folgt in diesem Jahr einem neuen Ansatz. Wir probieren gemeinsam eine Hütte anzulaufen und unsere Gruppe insgesamt in die atemberaubende Erfahrungswelt des Hochgebirges zu bringen. Freilich ist das nicht ganz ohne Abstriche möglich gewesen. Drei Personen mussten aufgrund von Sportverletzungen und Migräne das Haus hüten und fanden dabei eine für sich ansprechende Form, weitere acht von uns zwangen körperliche Grenzen dazu, ihre Hüttenerfahrung auf einem für sie passenden Energielevel zu machen und steuerten die Kassler Hütte im Reintal an (2274 m, 680 hm ab Rein in Taufers). Es war eine gute Entscheidung!
Der Rest stieg nach frühem Wecken und Frühstück (6 Uhr) von der Säge vor Rein die rund 1300 hm zur Rieserferner Hütte auf. Ein wunderbarer Weg, hervorragende Geherinnen und Geher, eine hochsommerliche große Schneeballschlacht und der krasse Blick in den Klimawandel (Mensch, was ist da alles weggetaut!) Glücklich gab es Spaghetti in rauen Mengen auf der Hütte, manches vorabendliches Schläfchen und ein kuscheliges an der Matratze horchen nach gemeinsamem Abendausklang im Lager, das sich 20 von uns 50 Gefährtinnen und Gefährten teilen. Ein klarer Morgen und es kristallisiert sich heraus, dass heute der Tag der Tage ist: »Da geht was!« Nachdem die Vernunft leider weitere drei aus unserem Kreis zum direkten Abstieg nach Antholz (ja, das mit den Biathlonveranstaltungen) zwang, erreichten wir 47 unseren ersten Dreitausender, das Fernerköpfl (3248 m) bei blauem Himmel und zum Teil in Demut ob der „unterhaltsamen Blockkletterei“ auf dem Grad und am Gipfel. Eine unfassbare Sicht auf den immer noch imponierenden Ferner des Magersteins (3273 m), den wir anschliessend in einer Gletscherfahrt in Angriff nahmen. Glückliche Menschen ganz oben, „am Ende der Welt“, so habe ich das oft gehört.
Ein achtsamer Abstieg, den Gletscher und die Schneefelder ganz ausschreitend schloss sich an. An sicheren Stellen erlaubten wir uns kleine Rodeleinlagen. Zurück auf dem Muränenkämmen hieß es dann beissen, und mit tropfnassen Schuhen und rationiertem Essen führte uns der Weg zur Kassler Hütte - eigentlich viel zu spät, aber … Dank der Unterstützung der Firma Serbus brachte der Bus 47 stinkende und erschossene Menschen zurück zum Alpenland. (10 Stundentour) Es hat alles gestimmt und so eine Tour ist nicht nach Plan wiederholbar. Und auch hier wurde deutlich, Du lernst, Du lernst wirklich, wenn Du Deine Komfortzone verlässt oder verlassen musst und jeder der 47 persönlichen Wege (und die der 8 Alternativwanderer) erzählt eine eigene Geschichte mit Bögen vollen Geduld und Glück, Mut und Mutlosigkeit, Ohnmacht und Genuss, Härte gegen sich und Freundlichkeit, Gottvertrauen und Zweifel. Und über allem dieses »Du siehst mich.« des ewigen Du. Es wird länger dauern das zu verarbeiten!
Am kommenden Tag, dem DONNERSTAG ließen wir es im Alpenland nach normalem Frühstück eher ruhig angehen. Ein freier Vormittag zum Nachjustieren im Team und für Gänge zum Supermarkt, ein nachmittäglicher Weg zu dritt in Sachen Glaubensexperiment zum Suchen und Deuten der eigenen Konfirmationssprüche aus der Bibel. (Dank an Xavas, die uns mit ihrem Song »Wage es zu glauben« gut in die Sache einführten: „Du schreibst mir grade lass es brennen. In Ordnung "we're on fire" jetzt Nicht nur ein Wunsch das ist unser Projekt, lass sie reden, wie war nochmal dieser Spruch mit Vernunft? Ich will sehen was noch kommt, lass ein Stück früher hinter mir. Volle Fahrt, ich will dich mehr als ein bisschen involvieren. Auch wenn alle zweiflen, Wer ,kann es wissen ausser uns? … ich glaub an uns, glaub an uns! Ich wage es zu glauben, dass hier ist mein Ding Ich werd so lang' daran bauen bis ich dir den Himmel wieder bring Ich glaube es zu wagen macht unglaublich viel Sinn Weil ich alles was sich uns in den Weg stellt mit unserer Liebe niederring.“)
Am Abend ein Indiaka-Tournier durch das eigentliche Thema bestand im emotionalen Dammbruch der Gruppe. Zwei unserer Gemeinschaft erreichte die Nachricht vom Tod der Uroma, einer wunderbaren alten Dame, und das löste Ventile. Gemeinsam haben wir viel geweint und gesungen, viel umarmt und uns fallen gelassen und uns aufgebaut. Es kommt so viel Trauer raus, wenn Du anders als im Alltag nicht funktionieren musst - und das ist sehr gut! Beklommenheit und Angst hat Namen gekriegt und es wurde viel und persönlich erzählt. Und damit drehte sich die ganze Geschichte - wir haben jetzt die Trauer oder unsere Ängste und nicht mehr umgekehrt. Keine Sorgen machen also. Auch dies unter dem großen »Du siehst mich.« zu erleben, zu deuten, zu verstehen wagen, das wird seine Zeit brauchen. Zeit, die wir uns nehmen.
Heute am Freitag gucken wir gut und achtsam aus der Wäsche und gehen in andere Rollen. Bartimäus und die Leute, Jesus und seine Freunde verwickeln uns ins Erleben von Blindheit und Heilung (die Grundgeschichte steht bei Markus 10,46-52). Und die Zeit ist reif für Vertrauensübungen, die auf den Punkt bringen, was eigentlich ein ganzes geistiges, bzw. geistliches Leben ausmacht - Vertrauen.
Führe mich vom Tod ins Leben,
 aus dem Trug in die Wahrheit. Führe mich aus Verzweiflung in die Hoffnung, aus Angst ins Vertrauen. Führe mich vom Hass zur Liebe, vom Krieg zum Frieden. Lass Frieden unser Herz erfüllen, unsere Erde und das All. (Londoner Gebetskette, wie auch wir sie mittags beten)

Es grüßt Sie und Euch herzlich, Ihr / Euer Andreas Jensen

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