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11.01.2015 Kategorie: Pressestelle

Gute Nachbarn sein

Landesbischof Meyns warnt vor islam- und fremdenfeindlichen Äußerungen

Wolfenbüttel/Braunschweig. Landesbischof Dr. Christoph Meyns hat die Menschen im Braunschweiger Land aufgerufen, sich von islam- und fremdenfeindlichen Äußerungen entschieden zu distanzieren. Es gehe darum, „an einem gut nachbarschaftlichen Verhältnis mit Menschen aus anderen Ländern und Religionen zu arbeiten", sagte er in seiner Predigt am Sonntag, 11. Januar, in der Martin-Luther-Kirchengemeinde Wolfenbüttel.

Die Attentate von islamistischen Terroristen in Paris seien kein Anlass, Muslime pauschal zu verurteilen. Die große Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime sei friedlich gesinnt und unterstütze unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat. Der Landesbischof machte in seiner Predigt Mut, sowohl dem Hass als auch der Angst, die von Terroristen gesät werden, im Geiste des Evangeliums entschlossen zu widerstehen.

Außerdem sollten sich die Menschen von den „fremdenfeindlichen Äußerungen der Pegida-Bewegung" nicht irritieren lassen, sagte er: „Wir halten als Kirche daran fest, der Not von Flüchtlingen eine Stimme zu geben, und setzen uns dafür ein, dass ihnen ohne Ansehen ihrer Hautfarbe, ihrer kulturellen Herkunft oder ihrer Religion geholfen wird."

In diesem Zusammenhang verteidigte der Landesbischof auch das sogenannte Kirchenasyl. Es trage immer wieder dazu bei, dass menschenwürdige Lösungen für Flüchtlinge gefunden werden, die von Abschiebung bedroht sind. Die Kirche setze sich dafür ein, „dass in Deutschland Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Prägung gleichberechtigt und friedlich miteinander leben".

Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst hatte der Landesbischof bereits die Auffassung vertreten, Religionsgemeinschaften müssten kritische Karikaturen aushalten. "Wir müssen als Kirche auch ertragen, dass es Jesus-Karikaturen gibt", sagte er nach dem Mordanschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo". Dies gehöre mit zum Rechtsstaat. "Damit müssen auch die Muslime hier im Westen klarkommen."

Die westlichen Gesellschaften dürften sich ihren freiheitlichen Lebensstil und ihre Kultur "nicht kaputtmachen lassen", warnte Meyns. "Wir leben in der Freiheit, dass man sich gegenseitig auch kritisch etwas sagen kann." Auch die Kirche kritisiere immer wieder den Staat.

Der Landesbischof sieht die Ursache für das Attentat in Paris nicht in erster Linie in der islamischen Religion. "Das ist eine Gewaltideologie, die zum Teil den Islam okkupiert hat", sagte er. In der Vergangenheit sei vieles als Motiv für Hass und Gewalt vereinnahmt worden: Nation, Wirtschaft, Religion und sogar Kunst und Musik wie in der NS-Zeit.

"Der Islam darf nicht verwechselt werden mit Islamismus", unterstrich der Bischof. "Er ist auch nicht per se gewalttätig, so wie keine Religion." Der Islamismus sei eine extreme Lesart des Islam. "Die gilt es zu bekämpfen." Es gebe aber viele andere friedliche Lesarten des Islam. Gleichwohl sei der Anschlag von Paris "Öl auf das Feuer von Vorurteilen" gegen den Islam.

Landesbischof Dr. Christoph Meyns. Foto: S. Hübner