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10.02.2016 Kategorie: Pressestelle

Der Gott der Verunsicherung

Matthias Drobinski sieht die Kirchen als Anwälte des strittigen und fairen Diskurses

Braunschweig. Die Kirchen sollten der Öffentlichkeit heute dadurch einen Dienst erweisen, dass sie sich gegen fundamentalistische und totalitäre Versuchungen wenden. Dazu hat Matthias Drobinski (München) beim „Abend der Begegnung“ der Landeskirche Braunschweig am 9. Februar im Braunschweiger Dom aufgerufen: „Sie müssen immer dann widersprechen, wenn einer beansprucht, die Welt erklären und in ihrer Ganzheit deuten zu können, wenn einer mit einem Menschheitserlösungskonzept kommt“, sagte der katholische Theologe und Journalist der „Süddeutschen Zeitung“.  

Dafür dürften die Kirchen nicht mehr in erster Linie einen „Versicherungsglauben“ vertreten, der Gott als „himmlische Supernanny“ verstehe. Stattdessen müssten sie das „Lob des Zweifels“ stark machen. Eingedenk der Überzeugung, dass niemand die Wahrheit besitzen könne, denn die Wahrheit gehöre Gott allein. Die Kirchen sollten Anwälte des strittigen und fairen Diskurses werden: „Ihre Aufgabe ist es, der Empörungsblase, die da gerade an Volumen gewinnt, die Luft rauszulassen.“  

Sich auf den rätselhaften und fremden Gott einzulassen, bedeute außerdem, sich auf das Fremde in der Welt einzulassen. Das gelte gerade in den aktuellen Herausforderungen der Zuwanderung in Deutschland. Die Begegnung mit dem Fremden sei stets eine Zumutung. Aber ein reifer Glaube, der dem schwankenden Boden traut, wage eher die Begegnung mit dem Unbekannten, so Drobinski.  

Die Verunsicherungskraft der christlichen Kirchen werde für den Staat an Bedeutung gewinnen. Da der Staat selber Sicherheit versprechen müsse, brauche er Kräfte, die die Grenzen des Sicherheitsdenkens aufzeigen. Der Satz der Bundeskanzlerin, „Wir schaffen das“, sei ein Versicherungssatz, dem der nötige Zusatz gefehlt habe: „mit einer großen gemeinsamen Anstrengung; wenn wir uns auf die Unwägbarkeiten einlassen, die da auf uns zukommen; auch wenn wir nicht alle Probleme in den Griff bekommen werden“.

Ansprache von Landesbischof Dr. Christoph Meyns im Wortlaut

Festrede von Matthias Drobinski im Wortlaut

Matthias Drobinski und Landesbischof Dr. Christoph Meyns. Foto: Agentur Hübner

Matthias Drobinski. Foto: Agentur Hübner

Landesbischof Dr. Christoph Meyns mit Jugendkantorei der Braunschweiger Domsingschule. Foto: Agentur Hübner

Jugendkantorei der Braunschweiger Domsingschule. Foto: Agentur Hübner

Abend der Begegnung im Braunschweigischen Landesmuseum. Foto: Agentur Hübner