Wolfenbüttel/Salzgitter (epd). Die Entscheidung für ein Atommüll-Endlager im ehemaligen Bergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter sollte nach Meinung von Landesbischof Christoph Meyns neu bewertet werden. "Es gehört zur Demokratie, dass eine legitime Entscheidung nicht in Stein gemeißelt wird", sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am 19. Januar hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bei einem Besuch in Salzgitter bekräftigt, dass an den Plänen für das 2022 in Betrieb gehende Endlager festgehalten werde.
Es sei wichtig, dass Menschen in der Region Widerstand gegen das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll leisteten, betonte Meyns. Auch wenn ungewiss bleibe, ob der Standort noch in ein bundesweites Vergleichsverfahren aufgenommen werden könne.
Die Ängste der Menschen seien nicht irrational, sagte Meyns. Die Sorgen seien aufgrund der schlechten Erfahrungen mit der gescheiterten Atommüll-Lagerung im maroden Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel begründet. "Schon einmal ist den Menschen gesagt worden, es sei alles sicher und alles entschieden." Dies habe zu einem tiefsitzenden Misstrauen gegenüber den Behörden geführt.
Meyns kritisierte zudem, dass die Bundesumweltministerin bei ihrem Besuch eine mögliche Erweiterung des Endlagers über die bisher geplante Kapazität hinaus nicht "hundertprozentig" ausschließen konnte. Diese Doppelbotschaften führten zu weiteren Verunsicherungen. "Hilfreich wären klare politische Aussagen und eine absolute Transparenz in dem Verfahren, und das scheint nur teilweise der Fall zu sein."
Die Auseinandersetzung mit der Atommüll-Lagerung koste die Menschen vor Ort viel Kraft, betonte Meyns. "Die verfehlte Energiepolitik der Vergangenheit mit ihren Altlasten ist wie ein Klotz am Bein." Dabei wolle die Region nach vorne schauen und sich als Standort für Wissenschaft und Technik etablieren.
Konrad ist das einzige Endlager in Deutschland, das nach dem Atomrecht genehmigt wurde. Der Umbau der Grube kostet nach derzeitigen Schätzungen rund 1,6 Milliarden Euro. Das Lager darf laut Genehmigungsbescheid bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Atommüll aufnehmen. Ende 2014 wurden erste Überlegungen der Bundesregierung bekannt, mehr Abfälle als genehmigt in Schacht Konrad einzulagern.