Salzgitter/Wolfenbüttel (epd). An zahlreichen Orten ehemaliger Konzentrationslager wurde am 11. April in Niedersachsen der Befreiung vor 70 Jahren gedacht. Die niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) mahnte in der ehemaligen Hinrichtungsstätte Wolfenbüttel im Hinblick auf Unrechtsjustiz der NS-Zeit, derartiges dürfe sich nicht wiederholen. "Brennende Flüchtlingsheime zeigen eindrücklich, dass das Thema lange nicht so weit weg ist wie wir gerne annehmen wollen."
Im damaligen Strafgefängnis Wolfenbüttel wurde 1937 eine Hinrichtungsstätte errichtet. Bis 1945 vollstreckte die NS-Justiz dort mehr als 600 Todesurteile. Auf dem Gelände der heutigen Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel befindet sich in den ehemaligen Räumen eine von bundesweit zwei Gedenkstätten für die Opfer der NS-Justiz.
Die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach rief in Salzgitter dazu auf, auch an die Entstehung des Nationalsozialismus zu erinnern. "Denn die uns immer wieder herausfordernde Frage ist, wie ein solcher Rückfall eines Kulturvolkes in die Barbarei möglich war." Auf dem Werksgeländer der Stahlwerke gedachten Mitarbeitende und Politik den damaligen Häftlingen. In Salzgitter-Drütte befand sich ein Außenlager des KZ-Neuengamme mit mehr als 3.000 Häftlingen, die in den Rüstungsbetrieben arbeiten mussten.
In der Gedenk- und Dokumentationsstätte Salzgitter-Drütte wurde am 11. April zudem die Ausstellung "Überdauert! Effekten - Objekte - Erinnerung" eröffnet. Sie zeige persönliche Gegenstände von Häftlingen, die sogenannte Effekten, hieß es. Die Schmuckstücke, Fotos oder Brieftaschen stammten aus dem Archiv des "International Tracing Service" in Bad Arolsen und konnten Häftlingen aus Salzgitter zugeordnet werden. Das Schicksal der ursprünglichen Besitzer sei oft unbekannt.
Auch in der Gedenkstätte Moringen bei Göttingen wurde der Opfer des ehemaligen Jugend-Konzentrationslagers gedacht. Die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) sagte, besonders die jüngere Generationen sei in der Verantwortung, an die Opfer und Gräuel der NS-Verbrechen zu erinnern: "Sie tragen die Verantwortung dafür zu sorgen, dass dieses nie wieder geschieht."
In Moringen hatten die Nationalsozialisten 1933 eines der ersten Konzentrationslager Deutschlands errichtet. Bis 1938 wurden dort Frauen inhaftiert, darunter Angehörige des politischen Widerstands oder sogenannte Asoziale. Im Jahr wurde 1940 entstand dort das sogenannte "Jugendschutzlager" für männliche Jugendliche.