Königslutter/Braunschweig. Zum Reformationstag hat Landesbischof Friedrich Weber vor einer konfessionellen Verengung des Reformationsgedankens gewarnt. Die Reformation sei „kein den Protestanten vorbehaltenes Privileg", sagte er am 31. Oktober im Kaiserdom in Königslutter. Die Reformation müsse als „Umkehrbewegung" verstanden werden. Auf diese Weise diene sie der Einheit der Kirche.
Allerdings, so der Landesbischof, müssten noch einige Steine auf dem Weg der Einheit weggeräumt werden: „Steine der Angst vor Veränderungen oder der Furcht vor der Zukunft, Steine, die Wege und Öffnungen versperren, weil wir kleinmütig und feige sind". Reformation, so Weber weiter, sei kein einzelner Moment und nicht nur eine historische Erinnerung, sondern „eine Lebensform des Christenmenschen".
Der Landesbischof erläuterte den Kerngedanken Martin Luthers von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott aus Gnade. Der Mensch könne sich nicht durch eigene Kraft und gute Werke das Himmelreich verdienen, sondern sei mit Gott versöhnt, indem er diesem ganz vertraue und an ihn glaube.
Mit dem Gottesdienst im Kaiserdom eröffnete der Landesbischof für den Raum der Landeskirche auch das neue Themenjahr der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Es steht für 2014 unter dem Motto "Reformation und Politik". Bei der bundesweiten Eröffnung in Augsburg hielt der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, die Festrede.
Papier wandte sich entschieden gegen Bestrebungen, das Verhältnis von Staat und Kirche im Sinne einer strikteren Neutralität des Staates neu auzutarieren: "Der deutsche Säkularstaat hat ein berechtigtes Interesse an der religiösen Vielfalt seines Volkes, da andernfalls auch die Gefahr totalitärer Strömungen verstärkt wird."