Bad Gandersheim. In Eigenregie haben Jugendliche eine Ausstellung zum Thema Flucht und Asyl in der Stiftskirche Bad Gandersheim konzipiert und umgesetzt. Unterstützt wurden sie dabei vom kirchlichen Jugendzentrum Phoenix. Die Ausstellung „Aufgeben – Ankommen“ wird am Sonntag, 29. November, um 11:30 Uhr mit einer Matinee in der Stiftkirche eröffnet.
Musiker aus dem „boat people projekt“ Göttingen werden die Gäste mit einem Konzert willkommen heißen, ein Flüchtling aus dem Iran erzählt seine Geschichte. Für die Dauer der dreiwöchigen Ausstellung tragen die Jungen und Mädchen in der Öffentlichkeit T-Shirts mit Aussagen zum Thema Flucht, um so in ihrem jeweiligen Umfeld eine Debatte anzuregen.
„Anstoß für das Projekt ist der Wunsch, durch Informationen und persönliche Zugänge den Vorurteilen und der verbreiteten Unkenntnis etwas entgegen zu setzen“, erklärt Pfarrer Thomas Ehgart. Er hat die Jugendlichen bei der Projektarbeit unterstützt. Die Ausstellung zeigt auf großen Tafeln Fotos und Fakten rund um die Themen Flucht und Asyl. „Die Besucher sollen sich nicht nur im Kopf, sondern vor allem emotional auf den Weg machen und nachdenken: Wie sind die Lebensbedingungen der Menschen in ihren Heimatländern? Was sind Gründe für eine Flucht, und wie ist die Situation an den Grenzen Europas?“, erklärt Pfarrer Ehgart das Ziel der Ausstellung.
So haben die Schüler Flüchtlinge aus Syrien, Iran und Afghanistan interviewt, die jetzt in Bad Gandersheim leben. Die selbst bearbeiteten und zum Teil mit Untertiteln versehenen Filme werden ebenfalls in der Ausstellung gezeigt. Um das Schicksal der Kinder, Frauen und Männer greifbarer zu machen, sind in der Stiftskirche außerdem Fotos von Gegenständen ausgestellt, die die Vertriebenen auf die Flucht mitgenommen haben. Eine Installation in der Kirche zeigt zudem eine nachgebaute Flüchtlingsunterkunft mit Feldbetten, provisorischen Wänden und einer Grundausstattung an Toilettenartikel wie Zahnbürste und Handtuch.
Das Thema „Aufgeben … Ankommen“ wird auch über die Ausstellung hinaus thematisiert. Die T-Shirts mit Thesen zum Thema Flucht, die die Jugendlichen tragen, sollen im Stadtbild auffallen und zur Auseinandersetzung herausfordern. “Kann man Waffen liefern und Flüchtlinge zurückschicken?“ kann man da lesen, oder: „Eltern setzen ihre Kinder nur auf ein Boot, wenn die See sicherer ist als das Land“. Ziel der T-Shirt-Aktion ist der Austausch mit anderen Jugendlichen und Erwachsenen - auf der Straße, in der Schule, im Elternhaus oder im Supermarkt.
„Die Jugendlichen merken, dass in der Stadt plötzlich 700 Menschen mehr leben und wir zusammen mit den Flüchtlingen schauen müssen, wie das gehen kann und gehen soll“, so Pfarrer Ehgart. Auch in der Stiftskirche wird es darum Raum für Austausch und Auseinandersetzung gegeben. Die Besucher können sich an eine lange Tafel setzen und auf großen Papierbahnen ihre Meinung niederschreiben, aber auch Aussagen anderer Schreiber kommentieren oder einen Diskussionsstrang entwickeln.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 29. November, um 11:30 Uhr in der Stiftskirche Bad Gandersheim mit einer Matinee eröffnet und läuft bis zum 20. Dezember. Neben dem kirchlichen Jugendzentrum Phoenix e.V. unterstützen die evangelische Stiftskirchengemeinde Bad Gandersheim sowie die Initiative „einLeben“ der Diakonie das Projekt als Kooperationspartner.